Archiv für den Monat: Juni 2018

Deutschland vs. Schweden und Meltemi

Jan  ist pünktlich aus Deutschland eingetroffen und wir brechen nach einer kleinen Stärkung auf, um Thessaloniki zu erkunden.

Der weiße Turm

der Galeriusbogen mit Reliefdarstellungen von Szenen aus den Kämpfen des Galerius gegen die Perser 296/297

Waterfront Saloniki

die Ähnlichkeit mit der „Nürnberger Stadtwurscht“ ist unverkennbar – auch im Geschmack

Unser erstes Ziel ist Methoni, auf der Westseite des Thermaischen Golfs. Nach dem Einkaufen und der Sicherheitseinweisung legen wir am frühen Nachmittag ab. Wind ist reichlich vorhanden, steht uns aber direkt auf der Nase. Wir umfahren die Einbahnwege der Großschifffahrt und manchmal bleibt uns nicht einmal eine Seemeile zum Aufkreuzen, da die Engstelle bei der Insel Kavoura zusätzlich durch Geschiebe des Flusses Axios, der an dieser Stelle mündet, die nutzbaren Wassertiefen reduziert. Immerhin haben wir unseren Spaß an den Manövern und Jan kann sich wieder an das Händling gewöhnen.

Am Abend bleiben dann noch 10 kts Wind übrig, die wir dazu nutzen können zwischen den Muschelzuchten unseren Weg zu finden (nach dem nächsten Feld rechts ab, dann die zweite links und die zweite wieder rechts, geradeaus und vor dem asymmetrischen Feld wieder rechts, dann sind wir vor der Hafeneinfahrt. Doof, wir haben kein Foto gemacht.

Gut versorgt gehen wir nicht in den Hafen, sondern Ankern frei, nicht jedoch an der Stelle, die ich nach Seekarte ausgesucht hatte, da in Wirklichkeit zu flach. Ab der 20 m Tiefenlinie stimmen die Tiefenangaben in der Realität mit denen der Karte nicht mehr überein. Dank Axios (ein Fluß, der nur wenige Meilen nördlich einmündet) und den Winterstürmen aus Süd treffen wir ungefähr die Hälfte der jeweils vermerkten Wassertiefe an. Wir tasten uns vorsichtig voran und Ankern dann geschützt durch die Steinschüttung des Hafens bei 2 m Wassertiefe (allzeit eine Hand breit Wasser unterm Kiel?) auf weichem Schlick. Eine ruhige Nacht.

Über das Kap Kassandra (dessen nördlichen Ankerplatz wir diesmal ausprobieren) geht es um das Kap Paliouri ind die zauberhafte Nord-Bucht des Ormos Kannavitsa. Der Strand ist leider auch hier stark bebaut und zwei Strand-Discotheken liefern sich bis 1800 Uhr ein Lautstärken-Duell, danach flitzen noch ein paar Wasserskiläufer und Skooterfahrer um unser Boot und ab 1900 Uhr herrscht dann auch Ruhe – schön!

Das zweite Gruppenspiel liegt an und zum Zusehen haben wir uns Nea Marmaras ausgesucht. Ein Hafen mit Einrichtungen für Sportboote (lt. Hafenführer). Schon beim Einlaufen sehen wir die völlig zerstörten Schwimmstege, die ein Wintersturm aus Süd vor zwei Jahren aus deren Verankerungen gerissen hat. Auch die in der Karte eingezeichnete Betonnung fehlt. Zwei Plätze an einem weiter innen liegenden Steg sind noch frei, angeblich sollen hier Mooringleinen sein, die aber -wenn überhaupt vorhanden – von Einheimischen bereits ausnahmslos okkupiert sind und für die Gäste nur die Lücken mit Hilfe des eigenen Ankers genutzt werden können. Wasser, Strom, Fehlanzeige, wir wollen nicht klagen, der Fußballabend scheint gerettet und die Alternative – Porto Karras, nach eigener Aussage, die schönste Marina in Nordgriechenland ist uns mit über einhundert Euro pro Nacht!!! dann doch zu teuer! Schweden – Deutschland war dann auch weit aufregender als ein Thriller. Puh, gerade noch mal gut gegangen! Auch Wasser gibt es, nach „Geheimtipp“, spät abends noch am Steg!

Weiter geht es am nächsten Tag nach Norden, wir wollen den Toronaischen Golf erkunden. Außer in Nikiti gibt es keinen weiteren Hafen im Norden des Golfs. Das Wetter soll ausnahmsweise mal wieder ruhig bleiben und in Ermangelung einer geeigneten Bucht, ankern wir die Nacht vor den Stränden von Gerakini, die gegen die vorherrschende Windrichtung auch etwas Schutz bieten.

Vorbei ist die ruhige Wetterphase und wir müssen uns einen Meltemi-geeigneten Platz suchen. Wir planen, in den Golf Singitikos einzulaufen und in Agios Nikolaos Schutz zu suchen. Leider lässt uns der Wind am Nachmittag im Stich und alternativ laufen wir Porto Koufo am Südzipfel des Khersonisos Sithonia (die mittlere Halbinsel) an (was,wie wir später sehen, die bessere Entscheidung war). Die große Bucht ist bestens geschützt, verfügt aber nur über schlecht haltenden Ankergrund. Wir haben Glück!

in Porto Koufo im Päckchen liegen wir sicher, auch bei 40 kts Wind

Ein französischer Eigner lässt uns ins Päckchen gehen. Hier, auf der dem Wind abgewandten Seite, wettern wir den Meltemi (bis 9 Bft) und die Gewitter in Sicherheit ab. Wie lange es dauert? Bis es vorbei ist! Der Kühlschrank ist voll und es gibt eine ordentliche Auswahl an Tavernen. Schon am ersten Abend aber stellen wir fest, deren Preis/Leistungsverhältnis stimmt mit unseren Vorstellungen nicht überein und wir besorgen uns eine Dorade im nahen Fischmarkt, die leicht drei Personen sättigen wird (Wildfang 1300g für 25€). Dagmar zaubert uns – wie immer – ein leckeres Abendessen!!!

vom Thermaischen Golf in den Thessalischen Golf

Irgendwie drängt es uns nach der absolut stillen Nacht wieder raus. Nach dem kräftigende Frühstück mit Rührei und Speck verlassen wir die Bucht, um uns in Geraka im Norden von Alonnisos nochmal zu versorgen, so der Plan. Draußen weht der Wind jedoch im krassen Unterschied zur Wettervorhersage von Vorgestern für einen anderen Kurs, wir können leicht Kurs 330 Grad anliegen, das ist der Kurs auf Khersonisos Kassandra, den ersten Zinken von „Poseidons Dreizack“, allgemein auch die Chalkidiki genannt. „Na dann“, die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist eher schlechter und spontan gehen wir auf nördlichen Kurs. Die kürzeste Distanz (Sporaden – Chalkidiki) beträgt 35 Seemeilen, als wir abends am Kap Kassandra vor einer schönen Stadt-Strand-Kulisse vor Anker gehen, zeigt die Logge 60 sm. Zum Einen, weil wir schon die Hälfte der Halbinsel abgesegelt sind, zum Anderen, weil wir einen Teil der Strecke aufkreuzen mussten. Die sanft gekrümmte Bucht ist zwar nach Süden völlig offen, dennoch entsteht bei den heftigen nächtlichen Gewittern kein Schwell, CALYPSO liegt sicher und ruhig. Nur in der „heißen Phase“, als die Blitzeinschläge recht nah erscheinen, lassen wir zur Vorsicht die Maschine laufen und packen sämtliche mobile Elektronik in den Backofen!

Nea Kallikratea, gut zum Versorgen

In den nächsten Tagen lernen wir die Ostseite des Thermaischen Golfes kennen. Im Unterschied zum Süden erscheint es hier erheblich grüner zu sein und hie und da sind größere bestellte Agrarflächen zu erkennen. Für Segler ist der Norden hingegen weniger komfortabel. Es gibt zwar ausreichend Häfen, aber leider häufig zu flach, voll mit Fischern und lokalen Booten und meist ohne Infrastruktur und Organisation, dafür aber kostenfrei, sollte man einen Platz ergattern. Wir laufen in Kallikratea ein und erst nach einem längeren Disput mit den Anglern machen diese den Kai frei zum Anlegen. Hier können wir zum ersten Mal die Weinanbauflächen neben anderen Agrarflächen ausmachen. Wasser und Strom gibts am Kai.

Das nächste Ziel sollte Nea Michaniona sein, immerhin ein 10.000 Einwohner Städtchen, dem ich zutraue eine geeignete Infrastruktur zu besitzen, damit wir hier einen schönen Abend verleben können, es ist unser Hochzeitstag. Der Hafen ist dann auch von beeindruckender Größe und es liegen die großen Fischerboote schon teilweise im Päckchen. Nach dem Anlegen mache ich einen kurzen Rundgang und wiederholt bleibt festzustellen, dass seitens der Gemeindeverwaltung mehr für Sportbootfahrer getan werden könnte, hier wäre genug Platz, insbesondere auch, weil der Thermaische Golf mit seinen schönen langen Sandstränden keine geschützte Ankerbuchten aufweist. Ich fühle mich hier nicht wohl und es riecht wohl ob der nahen Fischhalle auch nicht besonders lecker. Wir legen wieder ab, denn als letzte Alternative habe ich noch den kleinen Hafen von Aggelakori in der Hinterhand. Auch hier jedoch das gleiche Bild, keine Chance auf einen Liegeplatz und keine Infrastruktur. Enttäuscht fahren wir schließlich nach Thessaloniki weiter, um wenigsten Gestaltungsmöglichkeiten für den Abend zu haben. Die Marina Aretsou liegt im Stadtteil Kallmaria. Vor dem und während des Einlaufens versuche ich über UKW Kontakt mit dem Hafenmeister oder der Coast Guard aufzunehmen, vergeblich. Also suchen wir uns einen passenden Platz und gerade als wir mit dem Anlegemanöver beginnen wollen, kommt der Marinero und weist uns einen anderen Platz zu. Die Mooringleinen sind an Bojen fixiert und beim Rückwärtsfahren aufzunehmen, der Marinero reicht sie uns an und ist danach schon wieder verschwunden. Die Liegeplätze besitzen eine üppige Breite und sind mit funktionierenden Wasser- und Stromanschlüssen ausgestattet Wir bezahlen 18,80€ für die Nacht + Bereitstellung von Wasser + Verbrauch von Wasser + Bereitstellung von Strom + Verbrauch von Strom + Touristensteuer also deutlich mehr als Zwanzig Euro ohne vernünftige Sanitäranlagen (es gibt für Damen und Herren jeweils eine Toilette und eine ungepflegte Dusche). Nun den, es gibt einiges zu tun an Bord und jetzt haben wir quasi einen Tag gewonnen.

Am Abend geht es in eine Bierbar, das erste Gruppenspiel der Fußball-Nationalmannschaft steht an, gegen Mexiko 0-1, enttäuschend und dann sollen wir für zwei gezapfte halbe Liter noch 14 € bezahlen – Wucherwirt, wir sind sauer (vorher fragen oder die Preisliste anschauen hätte geholfen)!

Im weiteren Verlauf des Abends finden wir zufällig ein kleines Fischlokal in der zweiten Reihe, dessen Wirt sich das Spiel Brasilien gegen die Schweiz auf dem PC anschaut. Erfreut über Gäste (wir sind den gesamten Abend die einzigen) fordert er uns auf, mit ihm die Küche aufzusuchen, hier öffnet er den Kühlschrank und zeigt uns seine frische Ware. Wir wählen einen „schönen“ Fisch, bestellen einige Vorspeisen, die dann frisch zubereitet werden. Der Fisch wird angebraten und im Rohr gegart. Die Wahl war die richtige, der Fisch mit vielen Kräutern gewürzt schmeckt hervorragend.

Die nördlichen Sporaden

Platania südlich von Nea Klima/Skopelos

Am Morgen versorgen wir uns bei SPAR und COOP mit vielen frischen Sachen sowie frischem Brot vom Bäcker, der liegt am höchsten Punkt der Stadt. Nach dem Ablegen können wir gleich Segel setzen. Leider ist schon nach einer Stunde der Spaß vorbei und wir nehmen die eiserne Genua, um am Kap Kastani südlich von Nea Klima eine Badepause einzulegen. Der schöne Strand ist wohl von Land aus schwer zu erreichen, denn trotz schönstem Wetter finden sich nur wenige Sonnenanbeter. Am späten Nachmittag kehrt ein bisschen Wind zurück und wir gehen unter Genua Anker auf. Wir segeln an der sogenannten Mama Mia Bucht vorbei (dort wurden die Strandszenen des Films gedreht). Vernünftig, dass man die Kulisse wieder abgebaut hat, der Strand ist wieder „en natur“ und die Werbung zieht trotzdem immer noch. Schon nach einer Stunde muß die Maschine wieder ran, um uns in den Limani Panormos auf Skopelos zu bringen. Im Scheitel der Bucht liegen natürlich wieder die obligatorischen verlassenen Boote an selbstversenkten Mooringsteinen. Wir finden noch einen Platz im seichten Wasser und bringen unsere Landleinen aus, hier lässt sich gut baden.

Am nächsten Morgen legen wir eine Wartungsstunde ein, das Ankerlicht muß repariert werden. Wenn mich Dagmar schon mal in den Mast zieht, dann mache ich auch gleich eine Kontrolle aller Mastbeschläge und alles was sich nicht wehrt, wird gefettet! Das Bimini hat den ersten Möwenschiß abbekommen und wird auch gleich noch aufwändig gereinigt. Jetzt ist es auch schon wieder Mittag und der Wind ist nicht mehr ganz so prächtig wie am Vormittag. Gemütlich geht es in Richtung Alonnisos.

CALYPSO am Ankerplatz ohne Mitbewerber

Stena Vala/Alonnisos

Dort habe ich die Bucht Agio Petros zur Übernachtung ausgemacht. Wir sind denn auch die einzigen die dort ankern, denn direkt nebenan – leicht mit dem Dinghi zu erreichen liegt die Stena Vala eine sehr geschützte kleine Bucht, mit einigen Liegeplätzen und ausreichend Einkaufsmöglichkeiten. Hier ist man ganz schön geschäftstüchtig, neben dem Supermarkt betreibt man gleichzeitig das davor liegende Restaurant in dem es auch Frühstück gibt und Strom und Wasser, wenn man im Restaurant ißt. Die Betreiber sind sehr aufmerksam und selten bleibt ein Wunsch unerfüllt. Die Preise sind eher niedriger als in Skiathos dennoch touristisch angepasst.

Der Ankunftstermin von Jan rückt näher. Wir wollen uns auf der Insel Kyra Panagia einen guten Startpunkt für die Überfahrt zum Chalkidiki suchen. Die Südbucht braucht dafür aber eine andere Windrichtung, also umsegeln wir die Insel, um in der Nordbucht der großen, ehemaligen Seeräuberbucht in der kleinen Ecke mit Namen Laspi unseren Anker in den Sand 15 m tief unter uns fallen zu lassen. Die Bucht ist sehr sehr einsam, außer ein paar Ziegen und ggfls. Mitsegler oder Fischer vor Anker gibt es hier nichts, auch kein „Netz“.

Skiathos

Am nächsten Tag brechen wir rechtzeitig auf, um einen Liegeplatz in Skiathos Stadt zu ergattern. Der Wind ist uns ein weiteres mal gut gesinnt und wir haben eine Kaffeefahrt nur unter Genua (Vorsegel) bis in den Hafen, auch wenn wir zwischendurch zwei Ausflugsdampfer darauf Aufmerksam machen müßen, dass wir kurshaltepflichtig und sie somit ausweichpflichtig sind. Im Hafen stehen dann auch 18 kts Wind aus NE, was die Auswahl an brauchbaren Liegeplätzen deutlich reduziert. Die neue Branche der Daysailor, die mehr als die maximal zulässige Personenanzahl auf ein ehemaliges Charterboot packen und ihnen die „Schönheiten der Inseln“ zeigen, liegen teilweise schon in zweiter Reihe vor Anker. Ein Charterskipper beklagt sich denn auch über die mangelte Kooperation der örtlichen Verwaltung, die eine rasche Besserung der Situation leicht herbeiführen könnte. Wir haben Glück, ein Motorboot legt ab, in dessen Lücke wir unter Zuhilfenahme von 60 m Kette hineinschlüpfen können. Warum bei 6 m Wassertiefe soviel Kette, fragen sich die Nautiker, weil entlang der Kaimauer eine versenkte Kette liegt (die der fehlenden Mooringleinen), in der sich Anker gerne verfangen und dann von einem Taucher im Tausch gegen 100 € befreit werden müssen (davon können wir 3-4 x Essen gehen).

Skiathos Stadt

Taverna MESOGIA

Wir unternehmen dann auch gleich einen Rundgang durch die quirlige Stadt und erkennen, die Zeit der günstigen Preise ist vorbei. Für den Abend haben ein kleines Lokal ausgemacht, das in griechisch-englischer Inhaberkombie geführt wird und auf uns einen sehr netten Eindruck macht.

typische Stadtgasse

Mehrfach hätten die Skipper schon bei der örtlichen Verwaltung vorgesprochen, um die Kette ihrer ursprünglichen Funktion zu zu führen, hier hat man steht’s abgelehnt, ggfls. müsste der Bürgermeister ja Verantwortung und ein paar Euro übernehmen. Genauso ergeht es dem verwaist daliegenden 60 m langen Schwimmsteg! Befremdlich erscheint uns nur, dass unsere Nachbarn – ein Eignerpaar aus Hamburg – ihren Liegeplatz für einen Day-Skipper räumen sollen, obwohl sie Liegegebühr bezahl haben. Einer Weigerung wird mit unter „zufälliger“ Anwesenheit der Port Police vorgebeugt. Beim Ablegen holen die Hamburger dann auch unseren Anker an die Wasseroberfläche, na toll, nach Einholen der Kette bleiben uns noch 45 m und wir hoffen, damit nicht die Mooringkette gefangen zu haben.

Am Abend, als der Wind sich legt, wird die Geruchsbelästigung und der Touri-Rummel doch erheblich und wir werden morgen nach den Versorgen sofort auslaufen.

Diavlos Oreon

Über den Kolpos Atalantis, wo wir im Westen der Insel ankern, geht es weiter in den Ormos Gialtron. Hier soll es verschiedene sehr gut geschützte Plätze geben, stimmt, nur leider belegen Dauerlieger an ihren Mooringbojen die brauchbaren Plätze und zwischen Bojenliegern ankern, bei einer Wassertiefe von 20 m und Winddrehern in der Nacht, Nein danke. Wir fahren auf der Suche nach einem Plätzchen für die Nacht nahezu die gesamte Bucht ab und heben dann doch noch Glück. In der Karte hatte sich angedeutet, dass an einem offenen Strand brauche Wassertiefen anzutreffen wären und wirklich wir finden die Stelle an der Nordseite, die außer gegen SW Wind guten Schutz bietet. Die Nacht ist einsam und ruhig.

LUKA hat einen Platz an der Mole von Loudra Aidipsos, einem pittoresken Kurort mit einer mageren Schwefelquelle und morbidem Charme erkämpft und informiert uns beim Frühstück, wann die Mitstreiter ablegen. Sie würden noch eine Nacht bleiben und man könnte doch abends essen gehen. Zusätzlich könne man sich gut versorgen. Eine halbe Stunde später machen wir längsseits fest und können auch noch unsere Wassertanks füllen. Gemütlicher Abend.

Die letzte Nacht verbrachten wir in der Bucht Vathikelon nähe bei der Durchfahrt zum Golf von Volos. Gestern war der Wind anfänglich etwas zäh und so haben wir uns für die Durchfahrt am Poros Lichadon entschieden. Diese Durchfahrt ist nur knapp 250 m breit und soll zu ungünstigen Zeiten einen Strom von bis zu 6 kts aufweisen. Heute bleibt uns das Gegurgel erspart, nur beim Ankern während des Badestops einige hundert Meter nördlich bemerken wir, dass wir nicht all zu weit vom Boot wegschwimmen sollten, um nicht davon getragen zu werden.

Die Sporaden, unser heutiges Ziel können wir am Horizont schon gut erkennen. Leider passt der Wind so gar nicht zu unserm Kurs und so gibt es viel Arbeit beim Aufkreuzen, da der Wind zwischen 2 und 5 Bft heute alles zu bieten hat. Hinter einer kleinen Insel am Eingang zum Golf von Volos sehen wir einen Dreimaster vor Anker. Wiki sagt, dass es sich bei EOS um eines der größten Segelschiffe in Privatbesitz handelt.

noch akzeptabler Abstand

Bei der Ausfahrt aus dem Dihvlos Trikeri wie der Kanal nach Volos genannt wird, gibt es auch wieder sehr viel Schiffsverkehr.

dank AIS immer im Bilde

Mehrmals sprechen wir entgegenkommende Frachter/Tanker an, weil uns eine CPA (Closesd Point of Approach, kürzeste Entfernung bei einer Annäherung) von 20-50 m wirklich zu wenig ist. Am Abend laufen wir dann – lt. Unterlagen von 1998 – in die Bucht Koukounaries auf Skiathos ein, die zu den drei schönsten Buchten der Welt gehören soll. Die Zeit verändert jedoch vieles und wir können diese Einschätzung nicht teilen.

Ormos Koukounaries/Skiathos

Dennoch ist der Schutz ausreichend und wir graben unseren Anker für die Nacht vor einer weiteren Hotelbaustelle ein (die Arbeiter machen heute – Sonntag – auch pünktlich bei Sonnenuntergang Feierabend!!!).

Die Brücke

Wie immer fragen die ersten ungeduldigen ab 2200 Uhr, wann es denn endlich losginge – es ist immer das Selbe! ? Pünktlich gegen 2330 Uhr meldet sich über UKW die Port Police und beauftragt jeden einzeln, sich für die Durchfahrt bereitzumachen und erläutert, dass die Boote aus Norden die Engstelle zuerst passieren dürfen. Wir warten noch eine Weile, bis das erste Boot aus Norden sichtbar wird und bereiten uns dann vor. Insgesamt 13 Boote gehen nach Norden, dabei wird wieder jeder einzeln der Reihe nach durch eine Freigabe zur Durchfahrt aufgefordert, woran sich natürlich nicht jeder hält. Manche fahren mit einer solchen Geschwindigkeit dem anderen vor die Nase, als ob sie Angst hätten vor Brückenschließung nicht auf die andere Seite zu kommen. Trotz der späten Stunde wollen viele Zuschauer die Passage beobachten. Wegen Halbmond und der damit geringen Strömung gibt es jedoch nichts Spektakuläres. Vor uns legt die LUKA aus Köln am Kai an und wir wollen direkt hinter ihr fest machen. Leider verschätzt sich Dagmar mit dem Abstand zum Kai, strauchelt und fällt vor dem Boot ins Wasser, glücklicherweise hat sie sich nicht verletzt und schwimmt in Richtung einer Treppe. Als sie aus dem Wasser steigt hat sie nicht nur ihre Clocks noch an den Füßen und ihre Brille noch auf der Nase, sondern auch noch immer den Festmacher in der Hand, das nenne ich Einsatz! Solcher Art wieder in Schwung gekommen, klönen wir mit Birgit und Rainer (SY LUKA) am Kai bis morgens um halb Vier.

Später weckt uns der Presslufthammer des Baggers, der die Quermole repariert, also sind wir früh beim Einkaufen. Die Möglichkeiten sind hier gut bis sehr gut.

Wir haben unser Tagesziel identifiziert und einige Alternativen in der Karte ausgemacht. Bei wenig Wind legen wir ab und können auch nur einen Teil der Strecke unter Segeln zurücklegen.

Sonnenuntergang in einer Bucht auf Euböa

Leider sind an beiden Seiten des nunmehr nördlicher Golf von Euböa genannten Gewässers alle brauchbaren Buchten mit Fischzuchten belegt, auch erscheint das Wasser trotz der ständigen Strömung nicht klar. Im Ormos Larmes finden wir die gesuchte Bucht. 150 m fahren wir zwischen Fischzuchten hindurch, um in die Ankerbucht zu kommen, erst mal drin, bietet sie doch viel mehr Platz als gedacht. LUKA und CALYPSO liegen gut geschützt.

Der südliche Golf von Euböa 2

Wir genießen die morgendliche Stille und das Bad im türkisfarbenen Wasser und als der Wind einsetzt ziehen wir weiter.

Blick vom Hotelstrand auf die Ankerbucht

Nur unter Genua im ersten Reff streben wir vor dem Wind wieder mit 7 kts aus der Bucht, setzen später das Groß und erreichen unser geplantes Ziel den Hafen Karavos trotz aufkreuzen im Ormos Aliveri am frühen Nachmittag (20 nm in etwas mehr als 3 Stunden, nur fliegen ist schöner 😉 Leider ist der Ort nicht in aufstrebender Entwicklung. Die in den Büchern gepriesenen Einkaufsmöglichkeiten gibt es nicht mehr, die möglichen Liegeplätze sind mit Dauerliegern oder Fischern belegt und Wasser und Strom gibts nicht mehr.

Blick auf das Heizkraftwerk in Karavos (wirklich idyllisch)

Wir finden einen Platz zwischen den Fischern, kaufen am Kiosk ein paar Flaschen Wasser und suchen uns ein Lokal für das Abendessen. Einer sehr guten Vorspeise folgt eine eher mäßige Fischplatte, wir sind ein bisschen enttäuscht.

Ähnlich geht es uns am nächsten Tag im Hafen von Eretrea, einer geschichtsträchtigen Stadt die mit Athen lange um die Vorherschaft am Golf und der Insel gerungen hat. Wenigstens finden wir hier einen unverschlossenen Wasserhahn bei den Fischern und können unsere Tanks füllen. In einem Minimarket versorgen wir uns mit dem Nötigsten. Auch hier herrscht ein wenig Niedergangsstimmung.

Die letzte Etappe bis zur Brücke in Chalcis steht heute an.Wir lassen die wenig interessante Stadt im Kielwasser und wollen in eine Bucht zum Baden segeln. Gar nicht so einfach, denn hier sind die potenziellen Buchten meist zugebaut.

auf unserer Sandbank ist gut ankern

Wir finden dann auf einer Sandbank in der Nähe des Kap Kollanos einen brauchbaren Platz und haben einen schönen Nachmittag mit Baden im sauberen Wasser.

teilweise marode Industrie

Die neue Brücke, Durchfahrtshöhe 36 m

Spätnachmittags motoren wir die letzten 6 sm bis zum Ankerplatz, denn der Stadtanleger ist schon komplett belegt. Wir wollen lieber frei ankern, als ins Päckchen zu gehen.

Mit dem Dinghi gehts an Land und wir erledigen den Verwaltungskram. Für 36 € öffnet sich nicht nur die Brücke, sondern wir dürfen dafür auch die Zeit, die nach der Passage von der Nacht noch übrig ist am Nordkai festmachen (Strom und Wasser nur gegen Aufpreis mit Euböa-Karte). Die Grillplatte im Restaurant ist so umfangreich, dass wir Teile für das nächste Abendessen einpacken.

Ab 2100 Uhr sollen wir in Bereitschaft an Bord sein. Wir lesen an der Straßenbrücke, was wir nach Studium der Gezeitentabelle schon vermutet haben, die Brücke soll gegen 0000 Uhr geöffnet werden.

Der südliche Golf von Euböa

Heute gehen wir schon um 0700 Uhr Anker auf, denn wir wollen vor dem Einsetzen des Windes durch den Stenon Xero nach Norden weiter. Während wir in den Kanal einfahren weht es jedoch auch schon mit 4 Bft und so brauchen wir für die 4 Seemeilen gegen Wind und Strom auch eine volle Stunde. In Höhe Marmari (mit ehemaligem Marmorsteinbruch) können wir dann gereffte Segel setzen und eine halbe Stunde später bläst uns ein satter 5 er ins Gesicht. Je weiter wir aus de Ormos Marmari herauskommen, umso mehr dreht der Wind auf Nord. Das wirkt sich für uns etwas günstiger aus, da wir jetzt auf dem Holebug (Richtung die man eigentlich gar nicht fahren will) bis hinter die Insel Nea Styra fahren können, auf der wir in der Karte eine scheinbar geeignete Bucht zum Ankern ausgemacht haben. Naja, zum Teil wurde diese Einschätzung bestätigt, denn hier ist wirklich gar kein Wind, aber die angegebenen Wassertiefen stimmen mit der Realität nicht überein und so ankern wir auf einer Wassertiefe von 18 m! Wir gönnen uns ein erfrischendes Bad und bei einem Kaffee beleuchten wir unsere Optionen. Hier bleiben: dann müssen wir neu ankern und zwei Landleinen ausbringen, ist aber schön ruhig und wir sind alleine; weiter fahren: es ist gerade Mittag und der Wind verspricht schnelles weiterkommen, trotz Kurs gegenan.

Wir fahren weiter und erleben den gleichen Effekt wie am Morgen. Je weiter wir uns dem Westufer nähern, um so mehr dreht der Wind vorlich (im Uhrzeigersinn) und so segeln wir auf dem selben Bug quasi mehr als einen Viertelkreis – in die richtige Richtung. Es weht konstant mit 20 kts, die See ist relativ glatt und so düsen wir die ganze Zeit mit mehr als 7 kts durchs Wasser (schneller als 7,8 kts geht eh ohne Welle oder Strom nicht, das ist die Rumpfgeschwindigkeit von CALYPSO also die Bauart bedingte Höchstgeschwindigkeit). Somit brauchen wir als nur eine Wende, um die Einfahrt in den Ormos Almyropotamos zu treffen. Am Ende der Bucht soll es, neben einem Hafen, auch zwei brauchbare Ankerplätze geben. Da es noch früher Nachmittag ist schonen wir den Jokel (spart Diesel und Betriebsstunden) und kreuzen die 3 Seemeilen bis vor einen herrlichen Hotelstrand. Hier fällt der Anker in lupenreinen Sandgrund, so liegen wir trotz der heran donnernden Fallböen sehr sicher.

auf dem Foto sehen die Drinks garnicht schlecht aus

Dagmar hat an der Hotel-Strandbar Personal ausgemacht, ok, einen leckeren Drink und ein Abendessen wird es wohl geben. Später rudern wir mit dem Dinghi an den menschenleeren Strand und sind dann auch an der Bar die einzigen Gäste. Wir bestellen zwei Aperol-Spritz, die nach einem deutlichen Hinweis dann auch „verbessert“ werden. Beim Bezahlen sind wir dann über 7 €/Stück etwas überrascht (schlecht gemachtes teuer verkaufen) und entscheiden uns spontan für einen Salat auf dem Boot, das schont die Bordkasse!