Porto Raphtis und der Meltemi

Am Donnerstag machten wir uns bei anfänglich gutem Wind auf den Weg nach Porto Raphtis an der Ostseite der attischen Küste. Nach Runden des berüchtigten Kap Sounion (hier treffen die Winde aus dem Saronischen Golf auf die Ausläufer des Meltemi) wird der Wind jedoch so schwach, dass wir nur dank unseres Blisters (ein 110 qm großes Leichtwindsegel) noch ein Stück weiterkommen. Kurz vor Lavrion ist dann aber Schluß mit dem Wind und wir entscheiden uns für den Ormos Panoramos zum Badestop, tatsächlich regnet es dort aus einer Wolke, während gleichzeitig auch die Sonne scheint (suspekt). Die Weiterfahrt gelingt dann nicht mehr nur unter Segeln, da unser Plotter eine ETA (ungefährer Zeitpunkt der Ankunft) 0200 Uhr loc anzeigt. Wir nehmen also die Maschine zu Hilfe, die uns vor Sonnenuntergang zum Ankerplatz vor Porto Raphtis bringt.

Hier sind wir am nächsten Tag mit unseren griechischen Freunden Ioanna und Dimitris zum Essen verabredet. Vor zwei Jahren hatten wir hier schon einmal das Vergnügen an gleicher Stelle. Diesmal bringt Ioanna ihre Eltern mit, die sehr gut Deutsch sprechen und ganz in der Nähe wohnen. Wir haben einen sehr kommunikativen Abend und beschließen, nicht wieder so lange Zeit verstreichen zu lassen, bis wir uns das nächste Mal wiedersehen.

abends macht auch der Meltemi mal eine Pause

Für die nächsten Tage dreht der Meltemi so richtig auf. Der Windmesser zeigt teilweise weit über 30 Knoten Wind, wir haben unseren Anker gut eingefahren und 40 m Kette ausgelegt, so bleibt uns das Schicksal eines englischen Nachbarliegers erspart. Offensichtlich hat er mit Kette gespart und das Boot geht auf Drifft, während die Crew an Land verweilt. Wind und Schwell machen es uns unmöglich schnell einzugreifen, denn unser Gummiboot liegt festgezurrt auf dem Vorschiff.

Zum „Glück“ verhakt sich der Anker an einer belegten Boje und der Driffter lehnt sich längsseits an den festgemachten unbemannten Segler. Später beobachten wir die erfolglosen versuche des älteren Skippers, sein Ankergeschirr zu klarieren. Nach einer Weile beschließe ich, Flossen auf Tauchermaske auf und hinschwimmen, um zu helfen. Die Kette hatte sich um den Festmacher gewickelt, die Tripleine hatte sich so in der Boje verheddert, dass der der Anker daran in 3 mTiefe unklar hing und zum guten Schluß hatte der Festmacher des Bojenliegers, durch das ungeschickte manövrieren mit einen sauberen Seemannsknoten den Außenborder vom Dinghi „gesichert“. Nach einer guten halben Stunde habe ich den Havarist wieder frei und mein Bierchen für heute verdient!

Die nächsten Tage soll sich der Starkwind noch halten. Eine bessere Gelegenheit unser dafür erworbenes Sturmsegel unter realen Bedingungen auszuprobieren kommt wohl so schnell nicht wieder! Wir bereiten uns und das Boot für die zu erwartenden Bedingungen vor und gehen Anker auf. Drei Stunden später hängen wir an gleicher Stelle gefrustet wieder am Haken. Weder die Rollanlage, noch der Platz der Holepunkte oder der Schnitt und die Größe des Segels  entsprechen unseren Vorstellungen, das ganze funktioniert einfach nicht. Bei der Gelegenheit demolieren wir auch noch unsere Radarhalterung so sehr, dass das Gerät um fast 90 Grad gedreht am Mast hängt und das Horn aus seiner Halterung gerissen ist. Na prima. Später muß mich Dagmar in den Mast winschen um den Schaden zu begutachten. Glücklicherweise lässt sich das Horn wieder befestigen und die Gerätehalterung einigermaßen gerade biegen. Bei der Kontrolle zeigt sich jedoch, dass der Neigungswinkel nicht passt und wir uns um eine neue Halterung bemühen müssen.

Gestern haben wir dann in eine durch einschlägige Literatur empfohlene, Meltemi sichere Bucht auf der Insel Megalo im südlichen Golf von Euböa verlegt. Die Überfahrt war der Windstärke entsprechend, trotz zweitem Reff flott und so fällt der Anker neben einem französischen Boot auf den sandigen Boden schon zwei Stunden nach der Abfahrt.

Altocumulus lenticularis über Euböa

Am Nachmittags gibts dann so ordentlich auf die Nase, dass der Franzose am Abend den Platz verlässt und wir die ansonsten sehr schöne Bucht bis zum späten Abend für uns haben. Bei Einbruch der Dunkelheit lässt das Karussell fahren dann merklich nach und wir haben eine (fast) ruhige Nacht. In der Dunkelheit gesellt sich dann noch noch eine niederländische Yacht zu uns und ankert in vorbildlicher Manier.

Heute haben wir dann einige Buchten in der Nähe besucht, um einen weniger windigen Platz zu finden. Schon nach zwei Stunden haben wir ein (anfänglich) lauschiges Plätzchen gefunden,

Ankerplatz auf Euböa mit privatem Strand

welches aber im Tagesverlauf doch von der ein oder anderen Böe heimgesucht wird. Aber auch hier hält der Sandgrund sehr gut, sodass wir uns keine Sorgen machen müssen.

Ein Gedanke zu „Porto Raphtis und der Meltemi

  1. Sybille und Traugott

    Hallo ihr zwei

    Habe gerade entdeckt, dass ihr hier ja schon am Schreiben seid. Fleissig, fleissig… Aber das ist schön, so können wir uns schon ein wenig ein Bild der Umstände machen und uns vor allem vorfreuen.

    Flüge sind gebucht und bezahlt und alles andere dann in einem Mail oder WA.

    Einstweile weiterhin alles Gute, Mast- und Schotbruch, genügend Wind und immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel

    Seglergrüsse vom schwäbischen ans Mittelmeer
    Sybille und Traugott

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