Überfahrt 3

Nachdem wir am Vormittag allerlei Krimskrams erledigt haben, machen wir CALYPSO seeklar. Die Batterien, die Wassertanks und der Dieseltank sind voll. Verproviantiert für ein paar Tage, gut ausgeschlafen, alles festgezurrt, Strecktau gespannt (ähnlich dem Drahtseil beim Klettersteig; braucht man, wenn´s mal etwas unruhiger wird), also alles klar, nur innerlich fällt uns der Abschied wirklich nicht leicht. Nach dem Ausfahren aus Gaios geht es zuerst an der wunderschönen Bucht Lakka vorbei, die wir auf unserem Weg nach Süden im Juni besucht hatten, dann weiter, an der Westküste Korfus Richtung 340 Grad. Die leicht melancholische Stimmung wird jedoch schnell überlagert von den drohenden Gewittern auf unserer Kurslinie. Wir überlegen uns eine Ausweich-, Abwarte- und Beschleunigungs-Taktik und werden auch nur einmal kurz „getauft“ (gar nicht schlimm, denn wir hatten vorher unser Ölzeug angelegt). Weitaus schlimmer ist das quälend langsame Fortkommen, durch unsere Taktik bleiben wir von Gewittern zwar verschont, aber Taktik, Strom und Welle gegen an bringen nur ein Tempo vergleichbar einem Schaufensterbummel in einer abendlichen Fußgängerzone, so ist das Seglerleben halt. Gegen Abend lässt dann auch noch der Wind nach und die Weiterfahrt in Richtung der letzten Bastion auf griechischem Territorium, der Insel Othonoi wird zum allgemeinen Fitnesstraining für Dagmar und mich. Erst spät in der Nacht lässt der heftige Seegang nach, sodass wir abwechselnd ein bisschen Schlaf finden können. Die dunkle albanische Küste an Steuerbord, die finster wirkende Adria vor uns und der durch grelle Blitze erhellte Himmel weit hinter uns, geben ein gespenstisches Bild ab.
Bis zum Morgen beruhigt sich die See und der normale Tidenstrom hat sich eingestellt und schiebt uns mit zusätzlichen 0,8 kt. Wir machen einige Segelversuche, doch der Wind steht noch nicht durch. Am Nachmittag dann können wir dann einige Stunden Segeln und in sonniger Ruhe die interessanten, teils bizarren Wolkenbilderbestaunen. Leider sind dabei vor der italienischen Küste auch eine ganze Reihe Cumulus castelanus, sichere Boten weiterer Gewitter. In der Nacht sind dann auch wieder rundherum heftige Gewitter zu beobachten und die gespenstische Szenerie der Nacht zuvor stellt sich wieder ein. Kein Lüftchen regt sich, der Mond steht hell (da fast voll) am Himmel und beleuchtet eine teilweise glatte, schwarze See. Ab und zu schaukelt uns ein bisschen Schwell entfernter Unwetter durch, mal von rechts mal von links, mal von hinten. Die Schirme der Gewitterwolken scheinen nach uns zu greifen, noch greifen sie vorbei. Haben mich in der Nacht die Gewitter vor Italien beschäftigt, rücken in Landnähe jetzt (Dubrovnik ist schon zu erkennen) die Unwetter aus Richtung Montenegro auf unsere Kurslinie vor. Wir warten! Die Wartezeit wird uns durch einige Wasserhosen verkürzt, die sich dort austoben, wo wir hin wollen. Nach einer Stunde beschließen wir weiterzufahren bevor uns eine Gewitterwolke aus Italien einholt. Alles dicht machen und durch! Nach einer halben Stunde lässt der Schauer nach und wir haben schon wieder blaue Löcher über uns, wir hatten die richtige Lücke gefunden. Die Schutzengel von Jutta und Blo haben ihre Aufgabe ernstgenommen. Cavtat wir kommen.

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