Rückdrehender Wind

Als wir morgens den Fiume Tagliamento verlassen steht ein schöner Südwind mit 3 – 4 Beaufort (so ca. 20 km/h) vor der Mündung. Zunächst kurven wir uns jedoch unter Maschine von den Untiefen und Fischerzeichen frei. Später gehen wir auf Halbwindkurs, geplantes Ziel Grado im ostwärtigen Teil der Laguna die Marano. Schon nach einer Stunde verzeichnen wir die langsame Änderung der Windrichtung zu unseren Ungunsten, er dreht von Süd auf Ost, im allgemeinen ist davon auszugehen dass er dann später sogar weiter auf Nordost – Nord dreht. Würde er dann auch noch auffrischen könnte eine Bora-Lage entstehen. Mein Mitsegler hat jedoch nichts gegen ein bisschen mehr Wind und so entscheiden wir, nicht gegen 20 Knoten aufzukreuzen sondern ändern einfach unser heutiges Ziel, wir richten unsere Kurslinie auf  Piran/Slowenien aus. Dadurch wird unsere Etape etwas länger, für Uli auch interessanter, da die „Einbahnstrassen“ eines Verkehrstrennungsgebietes (VTG) gequert werden müssen. Wenig später sehen wir schon den ersten Tanker aus Richtung Triest in das VTG einlaufen. Eine gute Gelegenheit, das Automatische Identifikationssystem (AIS) auszuprobieren. Hier werden Schiffs- und Reisedaten in der Nähe befindlicher Wasserfahrzeuge mit entsprechender Ausrüstung als Ultrakurzwellen-Signale (UKW) empfangen, auf deren Basis u.a. Navigstionsberechnungen zur Vermeidung eines Zusammenstoßes durchgeführt werden können. So haben wir immer einen Überblick über Position und Abstand zu dem Riesen, der durch seinen Tiefgang hier – im Golf von Triest – nicht so leicht ausweichen kann. Da der geringste Abstand nicht unter eine Seemeile (1,852 km) sinkt können wir unseren Kurs sicher fortsetzen. Bald ist die zwei Meter hohe Ansteuerungstonne erreicht, die die beiden „Einbahnstraßen“ trennt und den Schiffen aus Westen bei der Einfahrt hilft, nun gilt es die Aufmerksamkeit verstärkt in die andere Richtung zu lenken. Am Horizont erscheint wenig später die Siluette von Piran/Slowenien mit dem Glockenturm der Kathedrale St. Georg. Beim Einlaufensieht es erst mal nicht so aus, als könnten wir einen Liegeplatz ergattern. Ein freundlicher Polizist gestattet uns jedoch direkt neben dem Polizeiboot festzumachen. Da der Wind weiter zugenommen hat und dierekt von der Seite kommt, legen wir mit Bug voraus an. Uli steht auf dem Brett des Bugkorbes um die Bugleine an Land belegen zu können und ich bereite den achterlichen Festmacher für die Boje vor. Als ich mich wieder umdrehe, kann ich Uli nicht mehr sehen. Wenig später taucht er dann leicht lädiert wieder auf. Er deutet auf das Brett und erst jetzt erkenne ich, das da die vordere Hälfte fehlt, glatt abgebrochen und das bei diesem Leichtgewicht.

Bugbrett, Quermaserung

Bugbrett, Quermaserung

Wir wollen uns gar nicht vorstellen, was hätte passieren können, wenn Uli nicht auf den Steg, sondern zwischen Bug und Steg gestürzt wäre. So können wir nach kurzer Rekonvaleszenz durch die schöne Altstadt schlendern, unseren Anleger begießen und über die Statik von Holz in unterschiedlichem Zuschnitt zu diskutieren. Schnell sind wir uns einig, die Werft über unser Ergenis zu Informieren.

Bugbrett, neu, mit Längsmaserung

Bugbrett, neu, mit Längsmaserung

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