Früh ziehen wir den Anker aus dem Grund. Da die Solaranlage unsere Batterien auf gutem Füllstand hält, verzichten wir auf die elektrische Ankerwinsch. Ich ziehe 40 m Ankerkette von Hand ein und Dagmar setzt Gr0ßsegel, so haben wir den Fitness-Part für heute auch schon erledigt. Heute ist es sehr diesig und schon nach einer halben Stunde ist das Wasser bleischwer und der Wind eingeschlafen, wir lassen uns nicht unterkriegen und heißen den Blister vor. Als sich die Wasseroberfläche leicht kräuselt schaffen wir nach anfänglich 2,5, kt später bis zu 6,5 kt in der Düse zwischen Albanien und Corfu. Vorbei geht es an den – laut Revierführer – schönsten Buchten (später dazu mehr), wir aber müssen nach Kerkyra (Corfu-Stadt), um unsere Einreise anzumelden. Wir wählen die Marina Gouvia, da der Verwaltungskram dort am einfachsten zu erledigen sein soll. Zuerst wollen wir noch eine Nacht vor Anker verbringen, die ausgesuchte Bucht mit Hotel und vielen Ankerliegern erscheint uns jedoch nicht attraktiv für einen Badestop und so frage ich über Funk nach einem Liegeplatz. Der wird auch zugesagt und eine Stunde später liegen wir am Schwimmsteg. Am Abend treffen wir uns mit Martin und Ines zum Essen und Klönen, der Abend wird interessant unterhaltsam, lang und feuchtfröhlich. Danke Martin und Ines!
Der nächste Morgen beginnt sehr gemütlich und wir entscheiden – trotz der stolzen Liegegebühren von 57 €/Nacht -zwei Nächte hier zu bleiben, uns einen Roller auszuleihen und die Insel zu erkunden. Doch erst Mal der Papierkram! Dankenswerter Weise ist das alles gar kein Problem, das Marinapersonal, die Damen bei der Portauthority und der Finanzamt-Zweigstelle sind allesamt freundlich, erklären ausführlich und arbeiten sorgfältig und schnell. Mit dem Roller wird es leider nichts, die – meist italienischen Regattateilnehmer der Fahrt Brindisi – Corfu haben alles weggemietet. Alternativ bekomme ich eine 650 ccm Aprilia Enduro angeboten, so ein Pech ;-).
Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg in den Norden, Dagmar hat eine schöne Route ausgesucht, die führt uns an der Küste entlang zum höchsten Berg Corfus. Unterwegs sind wir wohl mal falsch abgebogen und die Straße mit ihren zig Spitzkehren, tiefen Schlaglöchern und einer Breite, die das Aneinandervorbeifahren zweier Fahrzeuge nicht gestattet, aber auch schönen Ausblicken macht Spaß zu fahren, auch weil die Aprilia alledem mehr als gewachsen ist. Wir genießen den tollen Blick über die ganze Insel und die Nachbarinseln (soweit der Dunst es zulässt), besuchen die byzantinische Ruine Angelo Kastritsa und nehmen ein warmes Bad in der tief eingeschnittenen und durch hohe Felsen begrenzte Bucht Spiridonos.
Am nächsten morgen dann noch die enttäuschende Stadtbeichtigung von Kerkyra. Dafür, dass es Korfu wirtschaftlich sehr gut gehen soll, sieht doch vieles recht trostlos aus, Müll überall verstreut, Container quellen über, am späten Vormittag war dann die Stadtreinigung aktiv und es sieht erträglicher aus.
Wir fahren noch zum Achilleion, einem Palast, den sich die österreichische Kaiserin Elisabeth (Sissi) zur Erholung bauen ließ und der später von Kaiser Wilhelm II umfangreich ergänzt und Instand gesetzt wurde. Leider haben die Erben der Kaiserin und die deutsche Wehrmacht dem Flair durch Möbelverkäufe, Bilderzerstörung und Umbauten sehr geschaded.
Auf der Rückfahrt kaufen wir noch schnell einen passenden Keilriemen für unseren Yanmar und machen uns auf den Weg die schönen Buchten im Nordosten der Insel zu erkunden. Leider fühlen wir uns in keiner der Buchten wohl, zu laut, zu viele Ankerlieger, zu schmutzig. Wir suchen uns eine kleine Nische neben einem weitläufig abgesperrten Hotelstrand und machen es uns mit einer Landleine sicher gegen den zu erwartenden Wind und Gewitter gemütlich.