Drei Tage lagen wir eingeweht in Vieste fest. Der NW-Wind stand mit bis zu 40 kts (mehr als 70 km/h) auf der Hafeneinfahrt. Die Brecher stoben durch den Vorhafen, der gegenüber der Einfahrt nach Süden hin offen angelegt ist, die Grundseen färbten das Wasser fast schwarz.
Mit Stadtbesichtigung und kulinarischen Köstlichkeiten vertreiben wir uns die Zeit.
Heute hat der Wind merklich nachgelassen und, wichtiger, die Hafenausfahrt ist offensichtlich wieder passierbar, da die Fischer morgens rausfahren, um ihrem Beruf nachzugehen.
Wir sollten einiges an Zeit aufholen und beschließen, direkt Korfu anzusteuern. Der Tag entwickelt sich gut, der Raumschotskurs bei 5 – 6 Windstärken (Bft) bringt uns schnell voran und die Crew an den Rand der Körperbeherrschung, aber nachdem Neptun geopfert worden war, wuchsen wieder langsam die Seebeine. Gegen Morgen macht es dann richtig Spaß bei nurmehr 4 Bft die Wellenkämme abzureiten. Zwei Stunden später geht die Sache wieder in die andere Richtung, die Wellen erreichen schon mal vier Meter und der Wind durchbricht die 30 kts-Marke immer öfter, bei klarem blauem Himmel.
Als dann Olympia Radio für die kommende Nacht , in der wir Korfu erreichen würden, für diesen Bereich 9 Bft (Sturm bis 90 km/h) ankündigt, beschließe ich nach Süden abzulaufen und in der Nähe von Otranto eine geschützte Bucht aufzusuchen. Ok, wir sind wieder in Italien, allerdings war das mit Bucht nix! Überall Bojen und kleine Bojen mit Tampen, die teilweise – mehrere Meter lang – im Wasser der engen Bucht treiben. Bei 6 Bft möchte ich hier kein Ankermanöver wagen, also weiter. Als letzte Alternative bleibt uns ja immer noch die Marina Leucca, ganz an der Ecke des italienischen Absatzes.
Beim Abklappern der Küstenlinie fällt mir die günstige Lage des Minihafens Porticiolo dei Tricase auf und ich erreiche den Hafenmeister über Telefon, der uns den letzten Platz an seinem Steg zusagt.
Schon in der Einfahrt können wir einen Blick auf dieses wildromantischen Örtchen riskieren, da hier keine Welle steht und die Windabdeckung einigermaßen funktioniert. Bei Seitenwind fahre ich drei Versuche, um den Anker an die Stelle zu legen, die der Marinero in seinem Gummiboot mit chirurgischer Präzision ausgesucht hat, überall Moorings, Bojenleinen und angelnde Kinder. Gerade mal gut 20 m Ankerkette können wir auslegen, bis wir am Kai die Leinen belegen. 40 € inkl. Strom und Wasser scheint uns – bei dem herrschenden Wetter – erträglich und wir belohnen uns mit einem leckeren Abendessen bei dem Deutsch sprechenden Wirt der „Mia Coucina“, einst Taekwondo-Lehrer in Wuppertal-Elberfeld.
Wind: 4-7 Bft
Etmal: 154 nm