Ja, diese Saison hält der Meltemi in ordentlicher Stärke länger durch als sonst. Unter 25 Knoten hatten wir in den letzten Tagen selten. So auch heute. Wir wollen ablegen zur Tankstelle fahren, tanken und auslaufen, bei ungünstigem Wind. Der Hafenmeister ist „not amused“ und bietet uns die Unterstützung seiner Studenten. Wir lehnen dankend ab, da wir die Unterstützung bei zwei anderen Booten live miterleben konnten. Dann bietet der Hafenmeister seine Hilfe an, um an der Tanke anzulegen.
Wir erklären Ihm kurz die Manöver „eindampfen in die Vorleine“ und „längsseits mit Spring“, er bleibt skeptisch aber freundlich, ok., er wolle sich nicht einmischen, gut so. Später ist er beeindruckt, berichtet über seine alljährlichen Erfahrungen und wir verstehen.
Die kurze Strecke bis zur vorgelagerten Insel Sarakino schaffen wir in etwas mehr als einer Stunde. In der Bucht Glyfadha wollen wir übernachten. Mehr als 500 m misst der Einschnitt und sollte somit ausreichend Schutz bieten für die stürmisch angekündigte Nacht. Die bevorzugte Ostausbuchtung ist schon durch zwei Motorboote belegt, die kurz vor uns aus dem Hafen Linaria ausgelaufen waren. Wir legen uns deshalb vor Anker mit drei Landleinen. Wie die Spinne im Netz liegen wir mitten in der Nordbucht.
In der Nacht jagte der Wind dann auch heulend ums Boot und dreht von Nordwest nach Südost und zurück auf Nordost. Im Verlauf des Vormittags dann über Nord nach Süd und am Nachmittag – stark zunehmend – wieder auf Nord. Insgesamt erstmal eine angenehme Überfahrt nach Karystos auf Euböa. Auf der Strecke erkennt Dagmar während ihrer Wache verdächtige Aktivitäten im Wasser und in der Luft genau voraus, wenn das mal kein Fischschwarm ist, der den Räubern als willkommene Mahlzeit dienen soll.
Also die Schleppangel raus und nach 30 Sekunden wird die Schnur in rasendem Tempo ausgezogen. Mittlerweile bläst der Wind mit fast 30 Knoten und die Welle nimmt an Höhe beträchtlich zu. Dagmar muß das Boot vertrimmen, damit es langsamer geht. Immer noch zu schnell, Reffen wir die Segel. Nach eineinhalb Stunden habe ich den Bonito dann endlich an der Badeplattform. Er wert sich immer noch heftig. Ich will ihn jetzt an Bord haben und mache den Anfängerfehler schlechthin. Als ich das Gaff ansetzen will, um ihn aus dem Wasser zu ziehen, gelingt es ihm mit letzter Kraft, sich loszureißen und ich habe das Nachsehen. Da war ich dann doch wohl zu ungeduldig! Leicht gefrustet, packe ich mein Werkzeug zur Seite.
Als wir uns dem Stenó Kafiréa – dem Durchlaß zwischen Euböa und Andros – nähern, nimmt die Strömung erwartungsgemäß stark zu. In einem Drücker beschleunigt CALYPSO auf einer Welle auf über 12 Knoten Fahrt über Grund und das mit Segeln im Taschentuchformat. In umgekehrter Richtung, sind Crews in dieser berüchtigten Passage auch schon bei 4 Bft verzweifelt und mussten ihre Pläne ändern. Die See ist zu gleichen Teilen tief blau und strahlend weiß, ein herrlicher Anblick. Später im Windschatten von Euböa legt sich der Wind und wir müssen „die Eiserne“ einsetzen, um Karystos zu erreichen. Hier ist so gar nichts los und wir können uns den Platz aussuchen.