Auf den zweiten Blick entdeckt man halt doch den einen oder anderen Hinweis darauf, dass CALYPSO fünf Monate ohne Crew „Winterschlaf“ gehalten hatte. An der Winterplane sind einige Nähte ermüdet und eingerissen, ergiebiger Regen hat auch eben so viel Schmutzspuren auf dem Deck hinterlassen und Spinnen und sonstiges Kleingetier haben sich während der langen Pause ihren Lebensraum erobert. Schmutz und Hinterlassenschaften der fliegenden Zunft sind gleichmäßig verteilt und am Zustand der Spanngummis kann man unschwer erkennen, dass auch über die sehr gut geschützte Marina Capo Nord manche Winterstürme nicht spurlos hinweg ziehen. Sehr zufrieden bin ich mit der Ladungserhaltung der Batterien. Das freie Solarpanel zwischen den Achterstagen hat gute Arbeit geleistet. So vergeht der Rest des Vormittags mit Putzen und Herrichten der Vorschiffskabine für meinen Besuch, der sich für morgen angekündigt hat. Am Nachmittag erwecke ich den Motor, der sofort nach dem Ölverteilen anspringt und rund läuft. Dann der spannende Moment beim Einkuppeln, gibt es Vortrieb oder nicht – eher nicht. Auch mit erhöhter Drehzahl ist kein merklicher Vorschub zu erzeugen. Na gut, dann werde ich wohl trotz der immer noch sehr kühlen Wassertemperaturen, zu einem ausgedehnten Bade schreiten, brrr, hoffe der Neopren wird’s richten.
Das Wasser ist nicht nur kalt sondern auch sehr trübe. Ich muß mit der Nase schon ganz nah ran gehen, um was erkennen zu können. Am Ende der Welle finde ich statt des Propellers einen Ball. Hier haben sich also jede Menge Meeresbewohner häuslich eingerichtet. Luft holen, abtauchen, festhalten, schaben, auftauchen, Luft holen, abtauchen …………………………………………………………………………., nach zwei Stunden ist es endlich vollbracht, der Faltpropeller lässt sich öffnen und damit sollte sich der Vortrieb auch wieder einstellen.
Wieder an Land merke ich schnell, dass es jetzt wohl Zeit für eine aufwärmende Pause ist und ich beschließe, die Arbeiten für heute einzustellen.
Abends hole ich Hansjörg von „Marco Polo“ ab, da der Flieger etwas verspätet ist, müssen wir das geplante leckere Menü im „Il Canedo“ auf morgen verschieben. Ein paar Panini an der Raststätte und ein Willkommensbierchen im Salon müssen einstweilen reichen.