Das AUS und der Motzer

Heute spielt unsere Nationalelf gegen Südkorea um den Einzug in die Endrunde. Wir wollen also einen sicheren Liegeplatz mit Fernsehmöglichkeit. Agios Nikolaos wird zum Ziel erklärt und deshalb starten wir schon früh. Gleich nach der Ausfahrt setzen wir bei leichtem Wind alles was an Segeln zu bieten haben. Doch die leichte Brise aus Nord mit dem alten mehr als einen Meter hohen Schwell aus Ost machen es uns nicht einfach das Kap Psevtokavos (die Spitze des Mittelfingers) zu runden. Erst ein gutes Stück nordwärts im Singitikos Kolpos dreht der Schwell auf Süd und der Wind auf Ost und nimmt innerhalb einer Stunde auf über 20 Kts zu, um dann wiederum innerhalb von fünf Minuten bis zu 0 Kts in Böen einzuschlafen.

motoren im Regen, wegen der WM

Dafür beginnt es zu regnen, erst wenig, später Wolkenbruchartig, dass ich daran denke, das Radar einzuschalten. So motoren wir 3 Std (was macht man nicht alles für die Nationalf) durch den Regen und erreichen zum Anstoßzeitpunkt die Marina – bzw. das, was von ihr noch übrig ist. Die Schwimmstege sind voll von Dauerliegern. An manchen Plätzen gibt es Mooringleinen an manchen nicht. Fünf kleinere Boote liegen auf Grund. Bei einigen größeren Booten wurden wohl über den Winter die Abläufe der Cockpits verstopft und teilweise schwappen mehrere 100 Liter Wasser schwappen hin und her.

Agios Nikolaos im Ormos Panagias

Hafenmeister – Fehlanzeige. Einige Personen sind an ihren Booten beschäftigt, wir werden nicht beachtet. Wir entdecken einen Platz, der offensichtlich noch mit Mooringleine ausgestattet ist, die dazugehörige Boje ist entsprechend bewachsen. Hier hat sehr lange keiner mehr gelegen. Als Dagmar die Mooring prüft, ist diese zwar über und über bewachsen, nach entfernen des Bewuchses scheint sie jedoch intakt, die nehmen wir, auch wenn wir zwischen zwei Motorbooten zu liegen kommen. Schnell ist CALYPSO vertäut und wir machen uns auf die Suche nach dem TV-Gerät. Nach 2,5 km Fußmarsch durch den Regen treffen wir auf das erste Restaurant, sieht alles ein bisschen mitgenommen aus, wir erfahren, dass das schwere Wetter von Gestern auch einen Besuch an Land gemacht und teilweise eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat, u.a. ist der Fersehanschluß abgesoffen.

verwüstete Strandeinrichtung

Etwas weiter leuchtet der grüne Rasen des Stadions von der Mattscheibe eines weiteren Restaurants mit Spuren der Überschwemmung.

durch auflandige Welle zerstört

Hinter dem TV-Gerät steht eine Tonne, in die es unablässig tropft – aus dem Leerrohr für Strom und Antenne!!! Wir können uns Plätze in der ersten Reihe sichern.

Der geneigte Leser kennt das Ergebnis und genauso bedröppelte kommen wir nach einem verregneten Heimweg bei CALYPSO an.

nicht nur die Nationalelf wirkt betröppelt

Wir sitzen im Salon als wir lautes „Mister, Mister“, rufen höre, kurz darauf durchdringender „hey CALYPSO“. Der griechische Nachbar steuerbords macht auf sich aufmerksam und versucht mir lauthals zu erklären, dass wir den Platz räumen müssten und überhaupt unser Verhalten Illegal und die Marina gar keine Marina sondern hier alles Privatbesitz sei. Solch schlechtes Benehmen stärkt mal wieder meine Vorurteile gegen Motorbootfahrer und ich mache mich auf den Weg, den Hafenmeister zu suche. Auf dem Weg dorthin spricht mich ein Bulgare auf deutsch an und bietet mir einen seiner Liegeplätze an, sollte der Hafenmeister unseren Liegeplatz räumen wollen – sehr freundlich. Der Hafenmeister ist nur abends in seinem hiesigen Büro, welches aus einer gemütlichen Terrasse besteht, die er mit Freunden und edlen Getränken teilt. Ganz der Herr und Meister meint er freundlich, der Platzinhaber habe ihn nicht angerufen und deshalb könnten wir gerne eine Nacht liegen bleiben. Allerdings, schmunzelte er, müsse er 12 € Liegegebühr kassieren inkl. Wasser und Strom. Hätten wir uns nicht gerührt, hätte er es wohl auch nicht getan. Auf unseren lautstarken Nachbarn angesprochen, winkt er nur ab und sagt, wir sollten uns nicht stören lassen. Quittung gibts natürlich keine! Der freundliche Bulgare erläutert uns nachher die Situation noch etwas genauer, so ganz steigen wir da aber nicht durch. Am nächsten morgen erkennen wir auch einige Boote vor Anker, deren Eigner wohl auch länger abwesend sind. Eine sichere Bucht allemal, aber zum Baden nicht schön.

In den nächsten Tagen herrscht eher ruhiges Wetter mit typischen Winden der Region und wir segeln, teilweise mit Unterstützung unserer Maschine über Pyrgadikia, den Ormos Kriftos, den Ormos Sykia, den Ormos Vathi, das Kap Kassandra Süd, Kalikratea Strand und die Agios Stilianos zur Marina Aretsou zurück, wo wir Jan am 5.7. pünktlich in den Flieger setzen.

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