Archiv für den Monat: Juli 2018

Chalkidiki oder Sporaden

Nach unserem schönen Landurlaub in den Bergen, waren wir in Nea Peramos. Dort wird CALYPSO den nächsten Winter verbringen. Da wir einige Reparaturen ins Auge gefasst haben, ist natürlich günstig ein Auto zur Verfügung zu haben. Wir haben also unser Auto zu Stavros Manitsas gebracht und die Details für die Überwinterung abgesprochen. Die Werft liegt sehr geschützt, Wasser und Strom sind vorhanden und das Werftpersonal ist sehr freundlich und hilfsbereit. 

Mit dem Bus, der direkt in Nea Peramos mehrmals täglich in Richtung Thessaloniki abfährt, kommen wir zurück in die Marina Aretsou und gönnen uns abends im En Plo, dem guten Restaurant an der Hafeneinfahrt, ein leckeres Abendessen.

Am Samstag sind wir unter Volldampf. Das Boot wird Innen und Außen geschrubbt und für die Gäste bereit gemacht. Entsprechend müde sinken wir abends in die Kissen, zufrieden über die erfolgreiche Schufterei.

Mit Sybille und Traugott besprechen wir den Reiseweg der nächsten zwei Wochen. Die Sporaden stehen auf der Wunschliste ganz oben und das Wetter gibt eine ähnliche Empfehlung ab. Wir fackeln nicht lange und legen nach einem kurzen Lunch ab, um die ruhige Nacht am Agios Stilianos nördlich des Wasserturms zu verbringen. Am nächsten Morgen klopft es ans Boot, die Coast Guard sah wohl die einsame CALYPSO vor der Steilwand liegen und entschied, noch eine letzte Kontrolle vor dem verdienten Feierabend durchzuführen. Unter mehrfacher Entschuldigung ob der frühen Störung, werden alle Unterlagen geprüft und nebenbei ein freundlicher Smalltalk mit für uns interessanten Informationen gehalten. Alles bestens meinen die Beamten und streben ihrem Einsatzschiff entgegen, das in 500 m Abstand in Position wartet.

rudimentäre Steganlage in Nea Moudania

Schön, dass wir so früh auf sind, denn wir wollen ja nach Süden. Die ersten zwei Stunden geht es nur unter Maschine, später übernimmt ein schwache Brise aus West den Antrieb. Diese Brise bringt am Abend dann auch den Squall mit, der uns vor der Hafeneinfahrt von Nea Moudania kräftig durchschüttelt. Böen in Sturmstärke halten mich davon ab, in den unbekannten Hafen zu steuern, bei dem die Anlegemöglichkeiten durch das Fernglas recht seltsam anmuten.

drum prüfe, wer sich (ewig) bindet

Kurzerhand ankern wir im Schutz der Steinschüttung und warten in Ruhe ab, bis sich der Wind wieder gelegt hat. Später haben wir kein Problem, nach einer kleinen Rundfahrt einen „geeigneten“ Platz zu finden. Die Versorgungsmöglichkeiten sind exzellent und so decken wir uns mit dem Nötigen ein.

wir lassen uns durch nichts erschüttern, ist schließlich schon das dritte Mal, dass wir an „sowas“ festmachen

Besonders ist der Bäcker hervorzuheben, der alleine mehr als 15 verschiedene Brotsorten anbietet, neben den üblichen Backwaren. Wir probieren zwei Sorten aus und sind begeistert.

Der nächste Tag bringt schönsten Segelwind aus NW. Der legt sich am Nachmittag und wir ändern unsere Pläne. Nach einem ausgiebigen Bad „on the road“ schlüpfen wir hinter die Hafenmauer von Nea Skioni. Auch von hier aus scheint der Windwinkel für die Überfahrt zu den Sporaden sehr günstig und das aktive Schießgebiet wird dabei nicht berührt.

Olymp und Thermalquellen

Spilios Agapitos oder Refuge A

Nach dem wir auf CALYPSO schnell unsere Klamotten getauscht und die Rucksäcke gepackt haben, geht es Richtung Olymp, dem Gebirgszug mit den höchsten Gipfeln Griechenlands und dem Sitz der Götter. Glücklicher Weise können wir die ersten 1000 Höhenmeter mit dem Auto überwinden, dann aber müssen die Beine ran.

In 2100 m steht die wunderschöne Berghütte Spilios Agapitos.

klein aber fein und gemütlich

Eine Hütte, wie sie sich der Bergsteiger nur erträumen kann. Alles ist Blitzblank, denn Maria, die Hüttenwirtin hat alles und alle fest im Griff, bei ihr bekommt der Begriff „Multitasking“ eine besondere Dimension. Mit ihrem Mann Dionysos und den fleißigen, freundlichen und aufmerksamen Mitarbeitern betreibt sie die Hütte 6 Monate im Jahr und ermöglicht so manchem seinen Traum von der Besteigung des höchsten Gipfels Griechenlands – dem Mytikas 2919 m – Realität werden zu lassen. 

der Olymp

Wir sind auch begeistert, denn am nächsten Tag stehen wir auf dem Gipfel dieses wunderbaren Bergmassivs und erfreuen uns an den herrlichen Tiefblicken zwischen den Wolken. Einfach ist das alles nicht zu haben, denn Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind wichtige Voraussetzungen für diese anspruchsvolle Bergtour. In den Alpen oder den Dolomiten finden sich an vergleichbaren Stellen überall geeignete Sicherungen. Hier gibt es an einer sehr exponierten Stelle einmal ein drei Meter langes Stahlseil, fertig!

Trittsicherheit erforderlich

am höchsten Punkt Griechenlands

Nach der doch anstrengenden Bergtour wollen wir uns ein wenig erholen und buchen spontan ein Hotel in der Region Edessa.

Die Wasserfälle inmitten der Stadt

Diese Region bietet dem Touristen so einiges zur Erholung. Kurz vor dem Ziel bin ich nicht mehr sicher, ob ich dem Navi denn noch trauen kann. Nur noch ein Weg bleibt übrig, für den letzten Kilometer wünschen wir uns Allradantrieb. Angekommen am Ziel, verlieben wir uns sofort in dieses wildromantische Gesamtbild. Mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen wurde hier in mehreren Gebäuden ein kleines Hotel mit Restaurant errichtet. Der interessierte Leser möge sich hier selbst überzeugen. Nach dem Mittagessen wird uns klar, wir müssen verlängern. Unser Appartement ist noch frei, welch ein Glück. Sam und seine Eltern betreiben hier ein Kleinod. Die großzügigen Zimmer sind liebevoll eingerichtet, jedes hat einen eigenen Kamin. Der Blick vom Balkon – überragend. Die Küche ist ausgesprochen lecker. Das Preis-/Leistungsverhältnis unerreicht. Hier waren wir wohl nicht das letzte Mal. Gäste, die Unterhaltung, Party, Clubs oder Angebote zur Bespaßung suchen würden enttäuscht sein. Hier gibt es Ruhe, die Natur, gute Luft und leckeres Essen.

Thermalbecken in freier Natur

Einer Empfehlung von Sams Vater folgend, besuchen wir Edessa mitsingen Wasserfällen und ganz in der Nähe Loutra Pozar mit Thermalquelle, wo wir nach dem Stadtbummel ein ausgiebiges Bad nehmen.

Exkursion GR D H SRB MK GR

Nachdem wir am Morgen die Zusage für den Winterstellplatz bei Stavros Manitsas in Nea Peramos bekommen, entschließen wir uns sehr kurzfristig zu einer Planänderung. Wir fliegen für 50€ pP nach Deutschland, feiern mit Dagmars Nichte Geburtstag und fahren mit dem Auto nach Griechenland zurück. Das ermöglicht uns Budapest zu besuchen (da waren wir noch nie), den Leihwagen für unsere Landausflüge von Thessaloniki aus zu sparen, im Herbst bei der Heimfahrt über Italien im Gran Sasso einen Wanderstop einzulegen, bei unserem bevorzugten Weingut in Latisana einzukaufen und unsere Freunde in der Nähe von Spital zu besuchen, und das alles ohne Platzprobleme mit Gepäck.

Kellerfest in HIP

Gedacht, getan! Die Nichte hat sich gefreut und wir nehmen die Gelegenheit war und besuchen spontan das Kellerfest in Hilpoltstein. Im Laufe des Abends lernen wir dort sehr sehr sympathische Leute kennen. Der schöne Abend wird dann noch durch den gemeinsamen Besuch und abrocken in einer „üblen Spelunke“ verlängert und findet sein Ende erst am frühen Morgen. Schön wars, danke der „Körbchengruppe“

Zwei Tage später sitzen wir im Auto in Richtung Budapest, da waren wir noch nie, haben aber gehört, es soll dort sehr schön sein – der Meinung sind wir heute auch! Hier einige Eindrücke:

scheenes blaues Donau

 

das Nationaltheater

 

typische alte Häuserfront

 

der Platz der Helden

 

eindeutig und schön! Straßenschilder in Budapest

 

Matthiaskirche

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das Parlament

 

Warum wir als EU-Bürger bei der AUSREISE aus Ungarn mit eigener Ausreisespur mehr als doppelt so lange warten müssen, wie alle anderen, (eineinhalb Stunden), weiß wohl nur Herr Orban allein. Die Einreise nach Serbien und alle weiteren Grenzübertritte bis Griechenland gingen „zack-zack“.

Das AUS und der Motzer

Heute spielt unsere Nationalelf gegen Südkorea um den Einzug in die Endrunde. Wir wollen also einen sicheren Liegeplatz mit Fernsehmöglichkeit. Agios Nikolaos wird zum Ziel erklärt und deshalb starten wir schon früh. Gleich nach der Ausfahrt setzen wir bei leichtem Wind alles was an Segeln zu bieten haben. Doch die leichte Brise aus Nord mit dem alten mehr als einen Meter hohen Schwell aus Ost machen es uns nicht einfach das Kap Psevtokavos (die Spitze des Mittelfingers) zu runden. Erst ein gutes Stück nordwärts im Singitikos Kolpos dreht der Schwell auf Süd und der Wind auf Ost und nimmt innerhalb einer Stunde auf über 20 Kts zu, um dann wiederum innerhalb von fünf Minuten bis zu 0 Kts in Böen einzuschlafen.

motoren im Regen, wegen der WM

Dafür beginnt es zu regnen, erst wenig, später Wolkenbruchartig, dass ich daran denke, das Radar einzuschalten. So motoren wir 3 Std (was macht man nicht alles für die Nationalf) durch den Regen und erreichen zum Anstoßzeitpunkt die Marina – bzw. das, was von ihr noch übrig ist. Die Schwimmstege sind voll von Dauerliegern. An manchen Plätzen gibt es Mooringleinen an manchen nicht. Fünf kleinere Boote liegen auf Grund. Bei einigen größeren Booten wurden wohl über den Winter die Abläufe der Cockpits verstopft und teilweise schwappen mehrere 100 Liter Wasser schwappen hin und her.

Agios Nikolaos im Ormos Panagias

Hafenmeister – Fehlanzeige. Einige Personen sind an ihren Booten beschäftigt, wir werden nicht beachtet. Wir entdecken einen Platz, der offensichtlich noch mit Mooringleine ausgestattet ist, die dazugehörige Boje ist entsprechend bewachsen. Hier hat sehr lange keiner mehr gelegen. Als Dagmar die Mooring prüft, ist diese zwar über und über bewachsen, nach entfernen des Bewuchses scheint sie jedoch intakt, die nehmen wir, auch wenn wir zwischen zwei Motorbooten zu liegen kommen. Schnell ist CALYPSO vertäut und wir machen uns auf die Suche nach dem TV-Gerät. Nach 2,5 km Fußmarsch durch den Regen treffen wir auf das erste Restaurant, sieht alles ein bisschen mitgenommen aus, wir erfahren, dass das schwere Wetter von Gestern auch einen Besuch an Land gemacht und teilweise eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat, u.a. ist der Fersehanschluß abgesoffen.

verwüstete Strandeinrichtung

Etwas weiter leuchtet der grüne Rasen des Stadions von der Mattscheibe eines weiteren Restaurants mit Spuren der Überschwemmung.

durch auflandige Welle zerstört

Hinter dem TV-Gerät steht eine Tonne, in die es unablässig tropft – aus dem Leerrohr für Strom und Antenne!!! Wir können uns Plätze in der ersten Reihe sichern.

Der geneigte Leser kennt das Ergebnis und genauso bedröppelte kommen wir nach einem verregneten Heimweg bei CALYPSO an.

nicht nur die Nationalelf wirkt betröppelt

Wir sitzen im Salon als wir lautes „Mister, Mister“, rufen höre, kurz darauf durchdringender „hey CALYPSO“. Der griechische Nachbar steuerbords macht auf sich aufmerksam und versucht mir lauthals zu erklären, dass wir den Platz räumen müssten und überhaupt unser Verhalten Illegal und die Marina gar keine Marina sondern hier alles Privatbesitz sei. Solch schlechtes Benehmen stärkt mal wieder meine Vorurteile gegen Motorbootfahrer und ich mache mich auf den Weg, den Hafenmeister zu suche. Auf dem Weg dorthin spricht mich ein Bulgare auf deutsch an und bietet mir einen seiner Liegeplätze an, sollte der Hafenmeister unseren Liegeplatz räumen wollen – sehr freundlich. Der Hafenmeister ist nur abends in seinem hiesigen Büro, welches aus einer gemütlichen Terrasse besteht, die er mit Freunden und edlen Getränken teilt. Ganz der Herr und Meister meint er freundlich, der Platzinhaber habe ihn nicht angerufen und deshalb könnten wir gerne eine Nacht liegen bleiben. Allerdings, schmunzelte er, müsse er 12 € Liegegebühr kassieren inkl. Wasser und Strom. Hätten wir uns nicht gerührt, hätte er es wohl auch nicht getan. Auf unseren lautstarken Nachbarn angesprochen, winkt er nur ab und sagt, wir sollten uns nicht stören lassen. Quittung gibts natürlich keine! Der freundliche Bulgare erläutert uns nachher die Situation noch etwas genauer, so ganz steigen wir da aber nicht durch. Am nächsten morgen erkennen wir auch einige Boote vor Anker, deren Eigner wohl auch länger abwesend sind. Eine sichere Bucht allemal, aber zum Baden nicht schön.

In den nächsten Tagen herrscht eher ruhiges Wetter mit typischen Winden der Region und wir segeln, teilweise mit Unterstützung unserer Maschine über Pyrgadikia, den Ormos Kriftos, den Ormos Sykia, den Ormos Vathi, das Kap Kassandra Süd, Kalikratea Strand und die Agios Stilianos zur Marina Aretsou zurück, wo wir Jan am 5.7. pünktlich in den Flieger setzen.