Archiv für den Monat: Mai 2018

Porto Raphtis und der Meltemi

Am Donnerstag machten wir uns bei anfänglich gutem Wind auf den Weg nach Porto Raphtis an der Ostseite der attischen Küste. Nach Runden des berüchtigten Kap Sounion (hier treffen die Winde aus dem Saronischen Golf auf die Ausläufer des Meltemi) wird der Wind jedoch so schwach, dass wir nur dank unseres Blisters (ein 110 qm großes Leichtwindsegel) noch ein Stück weiterkommen. Kurz vor Lavrion ist dann aber Schluß mit dem Wind und wir entscheiden uns für den Ormos Panoramos zum Badestop, tatsächlich regnet es dort aus einer Wolke, während gleichzeitig auch die Sonne scheint (suspekt). Die Weiterfahrt gelingt dann nicht mehr nur unter Segeln, da unser Plotter eine ETA (ungefährer Zeitpunkt der Ankunft) 0200 Uhr loc anzeigt. Wir nehmen also die Maschine zu Hilfe, die uns vor Sonnenuntergang zum Ankerplatz vor Porto Raphtis bringt.

Hier sind wir am nächsten Tag mit unseren griechischen Freunden Ioanna und Dimitris zum Essen verabredet. Vor zwei Jahren hatten wir hier schon einmal das Vergnügen an gleicher Stelle. Diesmal bringt Ioanna ihre Eltern mit, die sehr gut Deutsch sprechen und ganz in der Nähe wohnen. Wir haben einen sehr kommunikativen Abend und beschließen, nicht wieder so lange Zeit verstreichen zu lassen, bis wir uns das nächste Mal wiedersehen.

abends macht auch der Meltemi mal eine Pause

Für die nächsten Tage dreht der Meltemi so richtig auf. Der Windmesser zeigt teilweise weit über 30 Knoten Wind, wir haben unseren Anker gut eingefahren und 40 m Kette ausgelegt, so bleibt uns das Schicksal eines englischen Nachbarliegers erspart. Offensichtlich hat er mit Kette gespart und das Boot geht auf Drifft, während die Crew an Land verweilt. Wind und Schwell machen es uns unmöglich schnell einzugreifen, denn unser Gummiboot liegt festgezurrt auf dem Vorschiff.

Zum „Glück“ verhakt sich der Anker an einer belegten Boje und der Driffter lehnt sich längsseits an den festgemachten unbemannten Segler. Später beobachten wir die erfolglosen versuche des älteren Skippers, sein Ankergeschirr zu klarieren. Nach einer Weile beschließe ich, Flossen auf Tauchermaske auf und hinschwimmen, um zu helfen. Die Kette hatte sich um den Festmacher gewickelt, die Tripleine hatte sich so in der Boje verheddert, dass der der Anker daran in 3 mTiefe unklar hing und zum guten Schluß hatte der Festmacher des Bojenliegers, durch das ungeschickte manövrieren mit einen sauberen Seemannsknoten den Außenborder vom Dinghi „gesichert“. Nach einer guten halben Stunde habe ich den Havarist wieder frei und mein Bierchen für heute verdient!

Die nächsten Tage soll sich der Starkwind noch halten. Eine bessere Gelegenheit unser dafür erworbenes Sturmsegel unter realen Bedingungen auszuprobieren kommt wohl so schnell nicht wieder! Wir bereiten uns und das Boot für die zu erwartenden Bedingungen vor und gehen Anker auf. Drei Stunden später hängen wir an gleicher Stelle gefrustet wieder am Haken. Weder die Rollanlage, noch der Platz der Holepunkte oder der Schnitt und die Größe des Segels  entsprechen unseren Vorstellungen, das ganze funktioniert einfach nicht. Bei der Gelegenheit demolieren wir auch noch unsere Radarhalterung so sehr, dass das Gerät um fast 90 Grad gedreht am Mast hängt und das Horn aus seiner Halterung gerissen ist. Na prima. Später muß mich Dagmar in den Mast winschen um den Schaden zu begutachten. Glücklicherweise lässt sich das Horn wieder befestigen und die Gerätehalterung einigermaßen gerade biegen. Bei der Kontrolle zeigt sich jedoch, dass der Neigungswinkel nicht passt und wir uns um eine neue Halterung bemühen müssen.

Gestern haben wir dann in eine durch einschlägige Literatur empfohlene, Meltemi sichere Bucht auf der Insel Megalo im südlichen Golf von Euböa verlegt. Die Überfahrt war der Windstärke entsprechend, trotz zweitem Reff flott und so fällt der Anker neben einem französischen Boot auf den sandigen Boden schon zwei Stunden nach der Abfahrt.

Altocumulus lenticularis über Euböa

Am Nachmittags gibts dann so ordentlich auf die Nase, dass der Franzose am Abend den Platz verlässt und wir die ansonsten sehr schöne Bucht bis zum späten Abend für uns haben. Bei Einbruch der Dunkelheit lässt das Karussell fahren dann merklich nach und wir haben eine (fast) ruhige Nacht. In der Dunkelheit gesellt sich dann noch noch eine niederländische Yacht zu uns und ankert in vorbildlicher Manier.

Heute haben wir dann einige Buchten in der Nähe besucht, um einen weniger windigen Platz zu finden. Schon nach zwei Stunden haben wir ein (anfänglich) lauschiges Plätzchen gefunden,

Ankerplatz auf Euböa mit privatem Strand

welches aber im Tagesverlauf doch von der ein oder anderen Böe heimgesucht wird. Aber auch hier hält der Sandgrund sehr gut, sodass wir uns keine Sorgen machen müssen.

Poros — Porto Raphtis

Am Montag war ein herrlicher Tag. Morgens gehen wir früh Anker auf mit Ziel Poros. Zwar müssen wir im Kanal von Hydra aufkreuzen, aber auf diese Weise können wir uns Hydra-Stadt nochmal genau ansehen. Hier ist wirklich einer der schönsten Häfen in ganz Griechenland zu sehen. Gerne erinnern wir uns an die besondere Atmosphäre des kleinen Städtchens und die Besonderheiten des Hafens. Hier zählt man keine Liegegebühren, deshalb ist der Hafen auch meist übervoll, d.h. man liegt auch schon mal in zweiter oder dritter Reihe (von beiden Seiten), da ist der „Ankersalat“ dann vorprogrammiert. Letztes Jahr haben wir mit Reini und Rüdiger drei Versuche benötigt, um wenigstens einen kleinen Rundgang zu machen und eine Kleinigkeit zu essen. Auch jetzt sieht der Hafen ziemlich belegt aus und die Fähren, Tragflügel- und Taxiboote schwirren nur so um CALYPSO herum, die bei 15 Knoten Wind gegenan ihren Rumpf grazil durchs Wasser schiebt. 

Ob wohl der Geist Leonhard Cohens noch zu spüren ist?

Nach dem Runden der Insel Skilli (mit der wunderschönen Paradisbucht) dreht der Wind mit und der Kurs gegenan bleibt uns erhalten. Dennoch laufen wir flott in die Ost-Bucht von Poros ein und sind wieder einmal alleine vor Anker.

Am nächsten morgen erlaubt uns die vorhergesagte Windrichtung das Verlegen an den Stadtkai. Wir versorgen uns mit frischen Lebensmitteln (u.a. ein Kilo King Prawns für 16 €) und Wasser, besuchen den Shipchandler, um Ersatzteile und Gas zu besorgen und geben unsere Wäsche zum Waschen. Natürlich darf auch der (wiederholte) Besuch im Eissalon unseres Vertrauens nicht fehlen. Zum Schluß treffen wir noch die Crew der Fish and Ships (Amel Maramu) wieder und schwadronieren bei einem Frappé über den Verluf der Regatta.

Am nächsten Tag brechen wir früh zur Querung des Saronischen Golfs auf. Ein Bilderbuchsegeltag der einen Start-Ziel-Track wie mit dem Lineal gezogen auf den Plotter zeichnet. Am Ausgang des Verkehrstrennungsgebietes mogeln wir uns durch die Berufschifffahrt und erreichen im letzten Büchsenlicht den Ormos Anavissou, an dessen Ostseite der kleine Hafen Palaia Phokaia liegt. Wir bevorzugen jedoch die Westseite und senken unser Eisen zwischen den Mooringliegern in den gut haltenden Sandgrund. Nach dem Ankerbier machen wir uns über die King Prawns her, wow.

Im Argolischen Golf

Zum Einsegeln und ausprobieren ist der Argolische Golf ein gutes Revier. Meist ruhigeres Wetter und kurze Distanzen, wenn man will.

Wir verlassen die Bucht on Kilada in Richtung NW, passieren die Inseln Lpsili und Platia und laufen in den malerisch gelegenen Ormos Drepanou ein, eine gegen alle Winde geschützte Buch, und verbringen den ersten gemütlichen Abend an Bord, frei ankernd vor dem sich entwickelnden Örtchen Vivari. Am nächsten Tag lassen wir uns viel Zeit bevor wir aufbrechen, wie jedes Jahr brauchen wir eine Weile, bis wir wieder „daheim“ sind.

Da die nächsten beiden Tage SE-Wind angesagt ist, besuchen wir Navplion. Es ist wenig los, daher können wir längsseits an die Kaimauer gehen.

Altstadt mit Bougainvillea

Diese Stadt wurde von Franken, Venezianern und Türken durch die Jahrhunderte hartnäckig umkämpft. Geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten gibt es an jeder Ecke. Hier wurde der der griechische Staatspräsident Kapodistrias ermordet und Prinz Otto von Bayern durch die Nationalversammlung 1832 zum ersten König von Griechenland bestimmt 1829-1834 war Navplion die Hauptstadt Griechenlands.

grüne Altstadt

Am nächsten Morgen zweckentfremden wir eine der Sehenswürdigen. Die Festung Palamidi kann über eine Treppe mit über 900 Stufen erreicht werden. Im Eilschritt haben wir hier unser heutiges Fitness-Training absolviert. Vor der Rückkehr sind wir dann in die Bäckerei/Konditorei eingefallen, um uns mit dem „Nötigsten“ zu versorgen, erst plagen, dann genießen. Am Abend schläft der Wind dann ein und wir bekommen doch noch etwas vom Abwassergeruch mit. 

Der nächste Tag führt uns wieder nach Süden, Ziel ist der Hafen von Paralion Astros ein kleines Fischer- und Touristendorf mit viel Atmosphäre. Da wir trotz aufkreuzen früh dran sind, ankern wir am Nachmittag unter der Burg und ich nutze die Möglichkeit wieder einmal nach unserer Logge zu schauen, die hin und wieder ihren Dienst versagt (leider hat der Voreigner die Logge eingeklebt, ich kann sie also nicht ziehen). Das erste was uns nach dem anlegen auffällt ist die Sauberkeit des Kais, später beim ersten Spaziergang können wir feststellen, dass dies im ganzen Dorf der Fall ist.

„das Wahrzeichen“?

Alles ist bestens organisiert, es gibt sogar Mülltrennung wie in Deutschland mit der Besonderheit, dass sich hier auch alle dran halten – Kompliment. Auch der sehr freundliche Hafenpolizist kontrolliert die Papiere und der Beauftragte der Gemeinde kassiert die zustehenden Liegegebühren und offeriert Wasser und Strom.

Von den Resten der Burg hat man einen schönen Blick auf den Golf und das Hinterland. Wir erkunden das Örtchen auf der Suche nach einem Restaurant und Einkaufsmöglichkeiten und werden fündig. „Sorbas“ – in der zweiten Reihe – ist sehr zu empfehlen.

Los gehts

Endlich, am 01.05.2018 fliegen wir wieder nach Griechenland. Wir sind schon sehr gespannt, ob denn unsere Ersatzteillieferung auch angekommen ist. Die erste Überraschung gibts schon am Flughafen die Fa. POPs-car läst uns abholen und wir bekommen ein Upgrade für den Mietwagen. So dürfen wir auch mal den Elchtest machen ?. Als erstes beziehen wir unsere Unterkunft in Porto Cheli „Porto Panorama“ liegt auf einem Hügel mit sehr schönem Blick auf Spezes und den Argolischen Golf. Die Besitzer sind überaus zuvorkommend und freundlich. Das Appartement komfortabel und sauber. Der Pool gepflegt. Kurz, das können wir nur dringend weiter empfehlen. Am nächsten Tag gehts dann erstmal nach Piräus ins Büro der Spedition, wo wir erfahren, dass unsere Pakete angekommen sind und bei einer Spedition außerhalb eingelagert sind. Diese Information zu erhalten braucht schon mal zwei Stunden, weil erstens in Piräus nie ein freier Parkplatz zu finden ist und zweitens die Hinweisschilder nur in griechisch geschrieben sind. Wir parken in der Supermarktgarage in zweiter Reihe und mit Hilfe freundlicher Passanten finden wir die Adresse. Das Personal spricht Deutsch und ist überaus hilfsbereit und freundlich. Glücklicherweise liegt das Industriegebiet in Richtung Heimweg! Die Lagerhalle ohne GPS zu finden ist nahezu unmöglich (ich fragte mich schon, warum mir die freundliche Dame im Büro GPS-Koordinaten statt eines Straßennamen aufgeschrieben hat). In der Lagerhalle dann pures Chaos. Von Ordnung oder System keine Spur, überall beschädigtes Transportgut. Mir schwand Schlimmes! Eine Stunde brauchte das Personal, um unsere Sendung zu finden und, auch unsere Pakete sind beschädigt! Beim Auspacken dürfen wir jedoch feststellen, dass der Inhalt keinen Schaden genommen hat. Danke Rüdiger, alles perfekt gepackt!

Wir bringen die Sachen zum Boot und gönnen uns nach dem Stress einen Kaffee (für 3,80€) in Palaia Epidaurus. Dabei erinnern wir uns an die SY SAPHIRA mit Elke und Joe, mit denen wir vor einigen Jahren hier zusammen gelegen haben. Sogleich schreibe ich eine SMS und erfahre SAPHIRA (SUNBEAM 42) ist wieder repariert und im Wasser. Ein Wiedersehen in Griechenland in diesem Jahr erscheint möglich, wir würden uns freuen. Etwas angespannt nach den bisherigen Erfahrungen mit der Werft, nehmen wir am Abend CALYPSO in Augenschein, auf den ersten Blick scheint alles ok und die Arbeiten ausgeführt, aber der Teufel steckt halt im Detail und bei näherem Hinsehen müssen wir neuerlich Mängel feststellen. Damit müssen wir wohl leben und die Kröte schlucken. Unsere Rechtsschutzversicherung hat zwar eine Deckungszusage gemacht, ob wir uns aber wegen ein paar hundert Euro einem jahrelangen Rechtsstreit aussetzen wollen scheint zzt. fraglich. Die nächste Tage bereiten wir CALYPSO dann erstmal soweit vor, dass wir mit unseren Arbeiten beginnen können. Neil von FYS hat unsere Motorfundamente erneuert und Maschine und Welle neu ausgerichtet. Auch das Bimini und die Sprayhood sind neu und strahlen in frischem Weiß. Unserem Kühlkompressor verpassen wir für den Sommer noch einen zusätzlichen Ventilator und die Solaranlage bekommt ein Kontrollinstrument. Das Unterwasserschiff wird noch gepinselt und dann gehts zum Bezahlen. Ich spreche den Werftchef an, warum er weitere Geschäfte mit uns ablehnt, wie er uns im Winter geschrieben hatte (immerhin hatten wir ein Umsatzvolumen von 75.000€), als Antwort gab es diesmal wieder nur unehrliche Ausflüchte! Uns lehrt das so einiges, z.B. haben wir den Eindruck, dass man hier weder selbstkritisch noch kritikfähig ist und obendrein auch noch mit Trotz reagiert, wir sind schlicht sehr enttäuscht und sauer und werden unsere Konzequenzen daraus ziehen. Das Kapitel Basimakopoulus ist für uns abgeschlossen, das schont unsere Nerven.

Soviel zum Start in die Segelsaison 2018