Fallböen und Flottillen

Über einen Badestop in der Bucht Polis, dem Heimathafen der Flotte von Odysseus, geht es nach Eufemia.

Bucht Polis/Insel Ihaka

Wie zu erwarten gibt es – lt. Hafenmeister – keine Liegeplätze am Kai, alles ist für insgesamt drei Flottillen reserviert. Klar, wenn hier pro Flottille 80 – 100 potenzielle Kunden der Gastronomie einlaufen, hat das wohl genug Gewicht. Also Ankern wir in der Mitte des Hafenbeckens, welches auch schon nicht mehr soviel Platz bietet, dass ich so viel Kette stecken könnte, wie ich es für richtig halte. Die Fallwinde in Eufemia sind so bekannt wie spektakulär, da sie für die meisten Lieger am Kai genau von der Seite kommen und so schnell deutlich wird, wer seinen Anker ordentlich eingefahren hat. Zur Sicherheit setzen wir den Zweitanker als Reitgewicht auf unsere Kette.
Am Nachmittag gibt es dann Hafenkino pur. Die Flottillen erreichen gleichzeitig mit den ersten, etwas frischeren Böen den Hafen. Nach den ersten missglückten Versuchen ihre Boote bei 15 – 20 kts Seitenwind an die Kaimauer zu bringen ohne ihr Heck oder die Nebenlieger zu beschädigen, greift sich der Hafenmeister die Admirale für eine Standpauke (die Armen können ja nichts für die Unerfahrenheit ihrer Kapitäne). Ergebnis, die Flottillen verlassen den Hafen, um sich vor der Einfahrt zu sammeln und auf weitere Order zu warten. Die Situation falsch beurteilend streben jetzt Einzelfahrer den vermeintlich freien Plätzen zu, durch teilweise recht skurrile Manöver gerät mancher Ankerlieger in Gefahr, auch wir schützen uns schon mal vorsorglich, indem wir alle Fender außenbords hängen und den dicken Kugelfender als „Notabwehr“ bereit legen. Der Hafenmeister und seine Marineros haben alle Hände voll zu tun, die Situation nicht aus den Händen zu geben. Die Admirale organisieren sich. Sie lassen sich per Dingy zu den einzelnen Yachten bringen und fahren die Anlegemanöver höchstselbst. Geschickt zirkeln sie ein Boot nach dem anderen an die Hafenmauer, dass die Kapitäne vor Staunen den Mund nicht mehr zu kriegen, obwohl einige Einzelfahrer weiterhin versuchen für Chaos zu sorgen. Bei zunehmendem Wind (bis 27 kts) treibt ein Holländer mit slipendem Anker an unserer CALYPSO vorbei. Er bittet um Leinenunterstützung. Diese können wir aber nicht gewähren, da unser Anker mit relativ kurzer Kette nicht auch noch seine 10 Tonnen-Yacht halten kann. Glücklicherweise treibt er aus dem Hafenbecken ohne eine Havarie. In der Nacht prasseln die Böen aus den Bergen in den Hafen, das es „eine Freude ist“! Mehrmals in der Nacht prüfe ich die Lage und darf feststellen, dass nicht nur unser Anker hält, sondern auch die der anderen Ankerlieger halten.

Eufemia/Insel Kefalonia

Am nächste morgen – nach Abzug der Flottillen – ruft uns der Hafenmeister an und stellt einen Liegeplatz in Aussicht. Ich erkläre per Handzeichen unser geplantes Manöver, damit er nicht gleich wieder einem Herzinfarkt nahe gebracht wird.
CALYPSO mag als gemäßigter Langkieler rückwärts nur widerwillig in die gewünschte Richtung fahren. Deshalb gibt es zwei Manöver, die wir – meist erfolgreich – je nach Windseite anwenden. Bei Wind von Backbord können wir die Kette fast gerade auslegen, den Anker eingraben und dann in die Kette eindampfend, um die zielgenaue Rückwärtsfahrt zu stabilisieren. Der rechtsdrehende Propeller (bei Rückwärtsfahrt, besser Fahrt achter aus, dreht er nach links) zieht das Heck dann leicht in den Wind und mit etwas vorhalten gelingt das Manöver meist berührungsfrei. Bei Wind von Steuerbord aber, fahren wir nach dem Anker setzen ein deutliches „S“ gegen den Wind und fahren den Anker erst richtig fest, wenn wir schon in der Lücke stecken. Der ein oder andere luvwärtige Skipper steht dann auch schon mal in Unkenntnis der Lage ängstlich und wild gestikulierend am Bug seines Bootes. Bei dem heutigen Wind muss das „S“ etwas größer ausfallen. Der luvwärtige Skipper schaut angestrengt und, obwohl Heike den dicksten Fender in Bereitschaft hält, sichert er sein Boot nochmal mit einem zusätzlichen Fender, wird dann aber nach einem Blick auf den entspannten Hafenmeister wieder ruhig. Nachdem wir berührungsfrei angelegt haben, Ewald die Achterleinen belegt hat, ernten wir einen kurzen Blick der Anerkennung und ein freundliches „moin,moin“!

Den Abend verbringen wir bei sehr gutem Essen bei den „englischen Fräulein“, wir nennen das, in der zweiten Reihe liegende Restaurant so, weil es von einer Engländerin zusammen mit ihrer Tochter und drei weiteren attraktiven jungen Damen geführt wird. Sehr gute griechische Kost zu angemessenen Preisen.

Wind: W  4 – 6 Bft
Etmal:  20 nm

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